Rezensionen der Werke
An Silvia Patamia
MEER IM INNEREN
und Szenografie des Unbewussten
Geschmeidig und originell, Silvia Patamia beherrscht T echniken und Farben mit vollendeter Kunstfertigkeit. In ihrer letzten Ausstellung, die ich bewundert und rezensiert habe, zeigte sie in nur drei Werken eine erstaunliche Bandbreite. Vom weichen, zarten und äußerst raffinierten Aquarell "Suspended between earth and heaven" (Zwischen Erde und Himmel schwebend), in dem ein kleiner, fliegender Drache voller süßer Eigenart in einem orientalischen Himmel mit roten Laternen schwebt. Vor allem aber fliegt er über ein graziles, kräuselndes Meer, dessen sanfte, wellige Bewegungen ein unermessliches, liebevolles Lager für eine göttliche – und zugleich irgendwie häusliche – Geisha bilden. Diese scheint, wie in einem Zustand hingebungsvoller Ruhe, fast verschmolzen mit dem Unendlichen... Seit langem hat sich solch eine feine Linienführung, eine farbliche Fantasie, die wie in einem Traum verwoben ist, nicht mehr so entfaltet – als würde sie eine imaginative, fantasievolle Szenografie... des Unbewussten gestalten. In Rom geboren (dorthin ist sie nun zurückgekehrt), liebte Silvia die Kunst schon von klein auf. Später vertiefte sie sich durch geeignete Studien und hingebungsvolle Weiterbildungen. Sie besuchte das Kunstgymnasium und studierte Kunstgeschichte an der Universität. Für mindestens ein Jahrzehnt zog sie in den Süden Italiens, wo sie viele Projekte und Arbeiten als Interior Designer – in etwa vergleichbar mit einem Innenarchitekten – umsetzte. Doch in ihrem lieblichen, heiteren und magischen Süden verliebte sie sich vor allem ins Meer – ein Meer, das sie seitdem in sich trägt, fast als hätte sie einem geheimen, poetischen Zauber nachgegeben, sowohl in chromatischer als auch emotionaler Hinsicht. Wie schön und zugleich vertraut ist der runde, mit Acryl bemalte Tisch (78 cm Durchmesser) mit dem Titel "Dreaming Australia" (Australien träumen). Nun, lassen Sie uns das sagen: Australien träumen ist sicherlich nicht dasselbe wie in einem T anzlied von Kalifornien zu träumen. Mit ozeanischen Blautönen, aufgewühltem Grau und einem aquatischen Blumenmeer aus roten, lilafarbenen und violetten Quallen überrascht dieses Werk bei jedem rätselhaften Ausschnitt, bei jedem großen oder kleinen visuellen und ausdrucksstarken Ziel. Es lädt dazu ein, mit den Augen zu kreuzen, in Wirbelströme zu blicken, die sich krümmend und kreisend zu einer unerschöpflichen, leidenschaftlichen Fantasie verweben. Leidenschaftlich – das bedeutet eine beschleunigte, durchdachte und klar ausgedrückte Intensität. Genau dies findet sich in ihrem dritten Werk, das Silvia Patamia uns schenkt: Es breitet sich aus wie ein unaussprechlicher Unterwasser Horizont, der – getreu dem Motto und der auch wissenschaftlichen Gewissheit, dass alles aus dem Wasser stammt, aus dem uranfänglichen, ursprünglichen Fluidum (und besonders aus dem Meer im Inneren, dem universellen Mütterlichen) – uns dazu bringt, die vielleicht schönsten Verse unserer weltlichen Genesis anzustimmen: „Where everything started“ – (Wo alles begann). Denn tatsächlich hat alles in diesem prächtigen, düsteren, doch farbenfrohen, blühenden und von schwimmenden Kreaturen belebten Unterwasser Horizont seinen Ursprung. Ein Meer im Inneren, wo wir nun sogar den Mond erahnen, eigenartige, dröhnende Wasser-Mohnblumen sehen und wo ein Fisch fliegt oder ein Vogel schwimmt und taucht – was dasselbe ist. Brava, Silvia – brava für diese zarten, sanft durchweichten Farben. Der Meeresgrund dämpft und glättet die Steine, die feindlichen Klippen, wie in einer freudigen und spielerischen Landschaft aus Kinderballons. All dies ist durchzogen, umrahmt und gekrönt von Rosa, von Blau, von strahlenden Grüntönen. Ja, der Himmel, der Meeresgrund schwebt in Schwarz... Aber wie in der Dunkelkammer einer urzeitlichen Erinnerung bereitet sie Farben vor, die zugleich sehnsüchtig, luftig und freudig sind. Farben, die einzig dazu dienen, die Augen der Liebe zu schärfen und zu erwidern.
Plinio Perilli
Die Zeichnungen sind von großer Feinheit und werden durch gut gewählte Farben
hervorgehoben. Das Gesamtwerk zeigt große Sensibilität und ein sicheres T alent.
Bernard Besana , Lehrer für technische Zeichnung und Ausbilder in den Berufen der Steinbearbeitungskunst bei Greta de l'Aube und CFA Haute-Marne.
Die Werke von Silvia Patamia sind von dem ewigen Kampf zwischen der feinen weiblichen Sensibilität und der rauen, dramatischen Realität durchzogen. Es gibt Licht, Eleganz und Träume, die mit Drachen, Schädeln und Ketten verflochten sind.
Silvias Kreationen schreien leise ihre verzweifelte Liebe zum Leben hinaus.